Donnerstag, 22. März 2012

Doulas - für jede Geburt!

Ich bin in der 21 SSW.mit unserem ersten Kind, und mache mir wirklich Gedanken über eine Geburt mit Doula. Mein Mann ist wunderbar, aber total introvertiert. Er ist nicht der Typ, der mit den Hebammen und Ärzten im Krankenhaus unter den Wehen diskutiert und für mich kämpft - und ehrlich gesagt, ich liebe ihn, aber ich bezweifle, daß er Ausdauer und Geduld hat, wenn die Geburt länger und schwieriger wird... Ich habe keine engen Freundinnen in der Nähe - zumindest keine, die ich mit in den Kreißsaal nehmen würde- und meine Familie möchte ich auch nich dabei haben.

Der Haken? Ich plane keine Geburt ohne Medikamente.

Wenn ich mit den Schmerzen gut zurecht komme - super! Aber ich bin total pro-PDA. Meine Wünsche an eine Doula ist mehr die emotionale Unterstützung. Aber lohnt es sich, eine Doula zu engagieren, wenn ich Sie nicht wirklich brauchen als Kämpferin für eine Interventionsfreie Geburt? Denn das tun Doulas ja in den meisten Fällen für die Frauen, was ich so gelesen habe?
Rebecca

Doula:
Zunächst einmal, Du kannst bei jeder Art von Geburt eine Doula an Deiner Seite haben.
Doulas begleiten Krankenhausgeburten, Hausgeburten, Wassergeburten, Geburtshaus Geburten, sogar plötzliche Geburten unterwegs im Auto am Strassenrand...

Ihre Fähigkeiten und Denkweisen bringt eine Doula mit zu jeder Geburt -unabhängig davon, wo Sie am Ende stattfindet. Eine Doula kann emotionale Unterstützung bieten, ein extra Paar Hände, oder einfach nur ein geduldiger Zuhörer. Ich verstehe Ihre Bedenken über die Einstellung einer professionellen Doula gegenüber der hochtechnisierten, interventionsreiche und medikalisierte Geburt - aber DAS solltest Du wissen:

Viele Doulas, mich eingeschlossen, haben ihre eigene Meinungen über Nutzen und Riso von medizinischen und nicht medizinischen Geburten.
Wir Doulas können Dir Informationen zur Wahl des Geburtsortes liefern ABER es ist wirklich nicht unsere Aufgabe, darüber zu urteilen, wie Du Deine Geburt erleben möchtest, weil es DEINE Geburt ist.

Du mußt Deine Wünsche nicht rechtfertigen.
Eine gute Doula möchte Dich so gut informieren, daß Du selbst gesunde, gut informierte und selbstbestimmte Entscheidungen treffen kannst.
Die Aufgabe der Doulas ist es, Dich in dem zu unterstützen, was für Dich der richtige Weg ist.

Eine Sache ist noch erwähnenswert: die Doula ist keine medizinische Fachkraft. Sie kann Deinen Geburtsplan mit Dir erstellen und ihn den Ärzten und Hebammen präsentieren, und sie kann Dich an Deine Wünsche für die Geburt erinnern, aber sie kann nicht für Dich auf einem medizinischen Niveau kämpfen- das heißt, sie kann nicht beraten, wann und wie Du Medikamente bekommen sollst , oder ob bestimmte Eingriffe und Behandlungen notwendig sind. Sie kann sich für Dich einzusetzen und deine Stimme sein, wenn Du tief in deiner Geburtsarbeit bist, aber sie wird keine Entscheidungen an Deiner Stelle treffen. Nur Du und Dein Arzt kann das tun.

Was Deine Bedenken bezüglich Deines Mannes betrifft, ich denke, die Einstellung einer Doula wäre ein guter Weg, um ihm das Gefühl zu geben, aktiv und unterstützend an der Geburt Eures Babys beteiligt zu sein.
Viele werdende Mamas machen sich Sorgen, dass ihre Partner mit der Geburtssituation nicht zurecht kommen, aber Studien haben gezeigt, dass nicht nur die Mütter, sondern auch die Väter von einer Doula in der Schwangerschaft, zur Gebrut und im Wochenbett profitieren.
Sarah, Doula (Offbeat Mama)

(übersetzt aus dem Englischen)

Donnerstag, 1. März 2012

Kaiserschnitt und immer wieder Kaiserschnitt...

Ich bin wirklich demoralisiert. Mein ganzes Herzblut als Doula stecke ich - und viele meiner Kolleginnen in allen Industrienationen dieser Welt - in die "Kaiserschnittvermeidung".

Wir kämpfen gegen leichtfertige, voreilige, unnötige und eingeredete Kaiserschnitte. Versuchen "unseren" Frauen Mut zu machen, Ihrem Körper und der Natur der Sache zu vertrauen.
Und doch kommen wir gegen die immer weiter steigenden Kaiserschnittraten in unseren Ländern nicht an.
Irgendeinen Grund gibt es letztendlich immer, den Frauen die Notwendigkeit einer Schnittentbindung zu "verkaufen":
das Kind wäre zu groß, das Kind wäre zu klein, das Fruchtwasser zu viel, zu wenig oder zu trüb, das Becken vielleicht zu schmal, die Frau wahrscheinlich zu klein, der Vater zu groß, das Kind zu schwer, der Kopf zu groß, die Kindslage nicht ideal, der errechnete Geburtstermin schon 7 oder 10 Tage überschritten... Gründe, oder Pseydogründe, könnte ich hier unendlich aufzählen...

Natürlich willigt eine hochschwangere Frau ein, wenn ihr derart Angst gemacht wird. Angst um ihr Kind, Angst vor der Geburt, Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen.

Und wie oft erleben wir es, daß die angeblich für eine vaginale Geburt zu schweren Kinder nach dem Kaiserschnitt dann kaum 3000g auf die Waage bringen und die Frauen monatelang -mache ihr Leben lang- mit dem Kaiserschnitt hadern - ja trauern um eine entgangene Geburt.

Wie konnte es soweit kommen, daß die Kaiserschnittrate in Deutschland längst jenseits der 30% angekommen ist? Wo längst erwiesen ist, daß die tatsächlich notwendige Rate nur bei 5-10% aller Geburten liegen würde?

Nur um es klarzustellen: ich bin heilfroh, daß es die Möglichkeit des Kaiserschnitts gibt für tatsächliche, geburtshilfliche Notfälle, wo er Leben rettet- mütterliches wie kindliches.

Doch die Grenzen zwischen Notfällen und übervorsichtiger Absicherung, ja manchmal sogar Bequemlichkeit des medizinischen Personals, scheinen nicht mehr ganz klar definiert zu sein.

Wo geht sie hin, die Geburtshilfe in Deutschland?

Ist das der Preis für die fürchterliche Situation der Hebammen in unserem Land?

Wo Hebammen- gut ausgebildet die Fachfrauen für Geburt - mies bezahlt und ausgebeutet werden...?
Wo Mediziner mehr am finanziellen Wohlergehen ihrer Klinik / Praxis interessiert sind als am Wohlergehen der zu betreuenden Frauen..?

Nach 2 Kaiserschnittgeburten in Folge werde ich morgen wieder einen Kaiserschnitt begleiten. Ich werde versuchen, der werdenden Mama die Angst zu nehmen, ihr die Hand halten und die Stirn streicheln und werde ihr von ihrem Kind erzählen, das, während sie im OP versorgt wird, draußen von den Kinderärzten untersucht wird.
Und ich werde die nächsten Wochen alles dafür tun, daß diese Frau nicht trauert um die ihr entgangene vaginale Geburt.
Weil ihr Kind angeblich zu groß wäre...